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Seit zwei Jahren betreibt der Kunstverein < rotor > das
langfristig angelegte Projekt Annenviertel! Die Kunst des Urbanen Handelns.
Schauplatz ist ein zentrumsnaher Stadtteil rund um die Annenstraße – zentrale
Verkehrsachse zwischen Bahnhof und Innenstadt, markante Einkaufsstraße
und Grenze zwischen den Bezirken Gries und Lend. Das Gebiet ist von vielfältigen
sozialen wie kulturellen Nachbarschaften geprägt und erfährt seit etwa
10 Jahren neue Aufmerksamkeit als attraktiver Standort, Wohnraum und Arbeitsplatz.
Auch <rotor> hat sich 2000 hier niedergelassen und sich
in den Stadtteil durch kontinuierliche künstlerisch-kommunikative Aktivitäten
eingeschrieben. Neben partizipativen Projekten im Rahmen des EU Projekts
„The Art of Urban Intervention“ wurde auch der Begriff Annenviertel als
neuer Quartiersname vorgeschlagen, um ein identitätsstiftendes Vierteldenken
über die Bezirksgrenze hinweg anzuregen.
Nun ist es an der Zeit, lokale und internationale AkteurInnen im Rahmen
einer Konferenz zu versammeln, um Chancen und Risken, Erwartungshaltungen
und Perspektiven künstlerischen Handelns im öffentlichen und sozialen
Raum eines Stadtviertels zu diskutieren. Die Konferenz „Stadtteilkulturen.
Vielfalt, Mitbestimmung, Verhandlungsräume“ widmet sich aktuellen künstlerischen
Formen der Zusammenarbeit in einem Stadtviertel und fragt nach Mitteln,
Möglichkeiten und Grenzen der Beteiligung von BewohnerInnen, Arbeitenden
und NutzerInnen. Welche Rolle kann, soll und will Kunst in einem Stadtteil
wie dem Annenviertel spielen? Ausgehend von drei ortsspezifischen Themen
(Annenviertel als Gesamtes, Volksgarten und Annenstraße) werden in drei
Konferenzeinheiten internationale Vergleichsbeispiele aufgezeigt und auf
thematisch verbindender Ebene verhandelt.
1. Das Annenviertel: Kunst und Stadtteilarbeit zwischen Top-down
und Bottom-up
Jede Stadt hat ihr „Annenviertel“, in dem globale Phänomene (Wandel der
Arbeitswelt, Migration, Ruf nach „Aufwertung“ einer Region „von oben“
durch Politik und Wirtschaft,…) im lokalen Alltag besonders augenscheinlich
werden. Welche Möglichkeiten der Kommunikation und des Networking bieten
sich? Wie weit können Menschen bei den Entwicklungen eines Viertels „von
unten“ mitbestimmen, ja diese womöglich selbst in die Hand nehmen? Kann
Self-Governance ein Thema sein? Wie können Menschen aus dem Viertel zur
Teilnahme an künstlerischen Projekten angesprochen und aktiviert werden?
2. Der Volksgarten: Kunst im Freiraum: Eingrenzung, Ausgrenzung,
Zwischenräume
Der Volksgarten ist die größte Parkfläche im Viertel und als solche ein
bedeutender Raum für die Freizeitgestaltung und Erholung. Das Angebot
wird von den verschiedensten Gruppierungen wahrgenommen, die Flächen sind
entsprechend segmentiert. Wer nimmt sich im Park welchen Freiraum? Welche
Handlungsformen finden darin – erlaubt oder verboten – statt? Wie funktionieren
Inklusion und Exklusion aus öffentlichen Räumen? Wie (kreativ) gehen Menschen
mit den Restriktionen im Umgang mit öffentlichen Flächen um? Welche (kulturellen)
Techniken gibt es, um sich den Raum „einfach zu nehmen“? Wie kann Kunst
im Zuge dieser Verdrängungsprozesse wirksam werden?
3. Die Annenstraße: Transnationale Ökonomien zwischen Kunst und
Kebap
Die Annenstraße ist die wichtigste Verkehrs- und Geschäftsachse im Viertel.
Als Straße von vergangenem Glanz weist sie heute eine Mischung aus schwindenden
alteingesessenen und neuen, schnell wechselnden, oft von MigrantInnen
betriebenen Geschäftslokalen auf. Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit
zwischen diesen unterschiedlichen Wirtschaftsfeldern? Kann das bereits
erkennbare Spezialistentum – das heißt eine Konzentration von kleineren,
spezialisierten Gewerbetreibenden – sinnstiftend für das Gebiet werden?
Welche Position nehmen Kunst und Kreativwirtschaft in diesen sich wandelnden
Ökonomien ein?
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Diese Module des Langzeitprojekts ANNENVIERTEL! entstehen in Koproduktion
mit
der Stadtbaudirektion – Stadtteilmanangement Annenviertel, www.stadtentwicklung.graz.at,
dem Institut für Stadt- und Baugeschichte der TU Graz
und mit Unterstützung des Programms Kultur der Europäischen Union
und werden darüber hinaus unterstützt von: Kulturamt der Stadt Graz, Kulturabteilung
des Landes Steiermark, Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur,
BAN, Mit Loidl oder Co.Graz, mur.at
ANNENVIERTEL! ist Teil von:
THE ART OF URBAN INTERVENTION a project by < rotor > association for contemporary
art/ Graz, University of J. E. Purkyne/ Usti nad Labem, [BLOK] – Local
Base for cultural refreshment/ Zagreb (in collaboration with DeLVe | Institute
for Duration, Location and Variables, Zagreb), The Blue House Foundation/
Amsterdam, Institute of Contemporary Art Sofia and NABA – New Academy
of Fine Arts/ Milano
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