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Die Intentionen des Projekts „Annenviertel! Die Kunst des urbanen Handelns“

 
Unter dem Titel „Annenviertel! Die Kunst des urbanen Handelns“ werden beginnend im Herbst 2009 über einen Zeitraum von zunächst zwei Jahren die Gegenwart und die Veränderungen im Annenviertel mit künstlerischen und kulturellen Praktiken ins Blickfeld gerückt. Zeitgenössische Handlungsformen sollen im öffentlichen und sozialen Raum zum Einsatz kommen, bei denen die Teilnahme an städtischen Entwicklungen im Allgemeinen und an künstlerischen Produktionen im Speziellen hohe Priorität hat.

Was ist das Annenviertel? Eigentlich ist es eine Erfindung, eine Fiktion! Bis vor kurzem gab es keine Gegend in Graz mit diesem Namen. Im Grunde genommen hat das Annenviertel demnach keine genau definierten Grenzen, es ist ein offenes Feld zur Verhandlung aktueller städtischer Fragen und Ideen.

Zugleich ist damit jener Grazer Stadtteil neu beschrieben, der die Annenstraße im Zentrum hat und sich aus einer Schnittmenge des 4. Bezirk, Lend und des 5. Bezirk, Gries bildet. Die „planmäßige“ Entwicklung dieses Teils der Stadt wird seit Jahrzehnten intensiv und teils emotional diskutiert. Es gab schon einige Versuche, in diese oder jene Richtung zu entwickeln, aus denen aber nichts geworden ist. Zum Glück, denn nicht selten wird entgegen der vor Ort bestehenden AnwohnerInnen und Geschäftstreibenden konzipiert. Angesichts bevorstehender Umbaumaßnahmen vor allem seitens der Verkehrsplanung der Stadt Graz keimt Gentrifizierung auf, die sich in manchen Straßenzügen schon deutlich zeigt. Verdrängungsmechanismen greifen dort Platz.

Selbst seit vielen Jahren in der Gegend tätig, möchte < rotor > seine Arbeit im unmittelbaren städtischen Umfeld intensivieren.

Die Gegend war historisch ein Kernwohngebiet von ArbeiterInnen, durchzogen von einigen Straßenzügen mit bürgerlichem Charakter. Das Bild der Arbeiterin, des Arbeiters hat sich zwar in der Zwischenzeit stark geändert, dennoch wird das Viertel von einem hohen Prozentsatz einkommensschwacher Bevölkerungsschichten bewohnt. Weiters ist es das Grazer Viertel mit dem höchsten Anteil von MigrantInnen bzw. mit Menschen unterschiedlicher Staatsangehörigkeiten. Und schließlich können noch in verschiedenen Ecken die Ausläufer des ehemals hier konzentrierten Rotlichviertels wahrgenommen werden. Wie kann das Zusammenleben in einem vielfältigen Viertel wie diesem in einer Zukunft aussehen, die ohne Xenophobie und Angstmache auskommt?

< rotor > möchte die Herausforderungen annehmen, die sich aus den zahlreichen Fragestellungen eines vielleicht typischen mitteleuropäischen Stadtteils ergeben und in einen Dialog eintreten mit lokalen AkteurInnen: Den AnwohnerInnen, den HändlerInnen, den vielen sozialen und kulturellen Institutionen, den EntscheidungsträgerInnen. Wie können jene Qualitäten gefördert werden, die es vor Ort gibt, die aber oft wegen anderslautenden Vorstellungen, was das Viertel sein soll nicht erkannt werden?

Die Themen, die im Zuge der bevorstehenden Transformationen aufkommen, sollen mit Mitteln der bildenden Kunst untersucht werden, und in erster Linie Bewusstsein für jene Prozesse geschaffen werden, die vor den Türen der Menschen stattfinden. Wer trifft Entscheidungen und wer wird von der Eintscheidungsfindung (bewusst) ausgeschlossen? Das ist eine weitere zentrale Fragestellung des Projekts.

Im Viertel werden KünstlerInnen an analytischen, kritischen und in vielen Fällen auch zur Teilnahme einladenden Projekten arbeiten, die Prozesse und Transformationen vor Ort immer im Blick, die diskutiert werden sollen. Der bulgarische Künstler Pravdoliub Ivanov, der an der ersten Phase des Projekts teilnahm, hat seinem Werk den Titel gegeben „Transformation braucht immer Zeit und Energie“. Das ist ein sehr gutes Motto für Stadt(teil)entwicklung und auch für das Annenviertel!

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Auf internationaler Ebene ist „Annenviertel!“ eingeklinkt in das Netzwerkprojekt THE ART OF URBAN INTERVENTION. Dabei befassen sich folgende europäische Organisationen, jeweils spezifisch für ihre Stadt, mit urbanen Transformationsprozessen:

* University of J. E. Purkyne/ Usti nad Labem
* [BLOK] – Local Base for cultural refreshment/ Zagreb (in collaboration with DeLVe | Institute for Duration, Location and Variables, Zagreb)
* The Blue House Foundation/ Amsterdam
* Institute of Contemporary Art Sofia
* NABA – New Academy of Fine Arts/ Milano.



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