|
Eine Diskussion mit Sibylle Summer,
Sprecherin des Republikanischen
Clubs – Neues Österreich, zur Entstehungs- und Wirkungsgeschichte
des Clubs. Und mit Lukas Beck, der als junger Fotograf
die Ereignisse rund um das „Waldheim-Pferd“ festhielt. Seine
Aufnahmen
von Kundgebungen in der Wiener Innenstadt, 1986, und der
Römischen Piazza Navona, 1987, sind Teil der politischen Ikonographie
Österreichs geworden. Moderiert von der Journalistin Colette
Schmidt,
die seit vielen Jahren in der Tageszeitung Der Standard über
NS-Kontinuitäten und rechte Umtriebe schreibt.
*
Durch die Jahre gibt es Beispiele aus der künstlerischen Praxis,
die
belegen, dass Künstler*innen lautstark und bildmächtig ihre
Stimme
erhoben haben. Ein prominentes Beispiel aus Österreich ist dafür
das „Waldheim-Pferd“, das 1986 im Zuge der Proteste gegen
den
Präsidentschaftskandidaten Kurt Waldheim angefertigt wurde.
Waldheim hatte seine Rolle im 2. Weltkrieg als Mitglied einer
SA-Reiterstaffel zu verschleiern versucht und jede Verantwortung
zurückgewiesen mit dem Hinweis, er habe damals nur seine Pflicht
erfüllt.
Die dann so genannte Waldheim-Affäre markiert den Beginn einer neuen
Geschichtsauseinandersetzung und in Österreich die Abkehr von der
Doktrin, Österreich sei das erste Opfer Nazi-Deutschlands.
Die „Gruppe Neues Österreich“ ließ das Holzpferd
nach einer ersten
Skizze des Künstlers Alfred Hrdlicka anfertigen. An der Umsetzung
waren verschiedene Künstler und Intellektuelle beteiligt.
Doron Rabinovici spricht von einer „Guerilla der Aufklärung“,
eine
kleine Gruppe, die in der Folge das „Waldheim-Pferd“ und andere
Aktionsformen einsetzte und mittels dieser „kreativen Interventionen,
die Debatte im ganzen Land beeinflussen konnte.“
Der im Verlauf des Jahres 1986 gegründete Republikanische Club
– Neues Österreich bewahrt das „Waldheim-Pferd“
gegenwärtig in
seinen Veranstaltungsräumen in Wien auf und es erscheint angebracht,
dass dieses Objekt, das zu einem Symbol für die österreichische,
antifaschistische Zivilgesellschaft geworden ist, Gegenstand des
lebendigen Diskurses bleibt. Und dazu besteht aller Grund. Denn
mit dem Anwachsen der rechtspopulistischen bis rechtsextremen,
antidemokratischen Kräfte ist folglich die Demokratie selbst
in vielen Ländern Europas in Gefahr.
Veranstaltung im Rahmen der Ausstellung
SIE SOLLEN NICHT SAGEN KÖNNEN, SIE HÄTTEN VON NICHTS GEWUSST
Freier Eintritt! |