* * * * * * * * * * * * * * Fünf europäische Non-Profit-Kunstorganisationen
haben sich zusammengetan, um voneinander zu lernen und neue Wege zu finden,
sich einem Publikum zu öffnen, das nur begrenzten Zugang zur institutionalisierten
Kultur hat. Das von La Escocesa (Barcelona, Spanien), OFF-Biennale Budapest
(Ungarn), < rotor > (Graz, Österreich), Shtatëmbëdhjetë
/ Foundation 17 (Prishtina, Kosovo) und tranzit.cz / Biennale Matter of
Art (Prag, Tschechische Republik) initiierte Projekt Art Space Unlimited
baut auf den individuellen künstlerischen und pädagogischen
Praktiken dieser Institutionen auf und bietet Raum für lokale Communitys,
die durch die Teilnahme an politisch engagierten Ausstellungsprogrammen
und Residencies an Widerstandskraft gewinnen.
Die beteiligten Kunsträume bauen einen gemeinsamen Wissenspool auf
und organisieren öffentliche Veranstaltungen, die sich um die Vermittlung
von Kunst drehen. Das Projekt wird diesen Einrichtungen dazu dienen, sich
Publikumsschichten zu öffnen, die nur begrenzt Zugang zu institutionalisierter
zeitgenössischer Kunst haben, und Strategien zu entwickeln, die in
ganz Europa relevant sein werden. Das Projekt wird mit einer Publikation
abgeschlossen, das Kulturveranstalter:innen und Kurator:innen in sechs
Sprachen zur Verfügung gestellt wird.
Shtatëmbëdhjetë wurde 2018 als Stiftung
registriert und engagiert sich in allen Regionen des Kosovo. Ziel der
Stiftung ist es, Menschen aller Geschlechter zu befähigen, sich durch
Kultur, Bildung und Aktivismus an der Gemeinschaft und dem öffentlichen
Leben zu beteiligen und einen Beitrag zu leisten. Die Hauptprogramme von
Shtatëmbëdhjetë umfassen die Bereiche Kunst und Bildung,
kultureller Aktivismus und Raum, die in drei verschiedenen Bereichen organisiert
sind. Die Galeria 17 mit ihren vier jährlichen Ausstellungen und
fortlaufenden Programmen wie den Maikursen und der Pop-up Art Week nutzt
die Kunst als Katalysator, um das ganze Jahr über wichtige Themen
anzusprechen. Rezidenca 17 bietet Wohnmöglichkeiten für Schriftsteller:innen,
Forscher:innen, Wissenschaftler:innen und andere Fachleute. Rezidenca
17 bietet nicht nur Raum für individuelle Arbeit, sondern organisiert
auch aktiv Gemeinschaftsveranstaltungen und Programme zum Kapazitätsaufbau,
um die Zusammenarbeit und die Entwicklung von Fähigkeiten in der
vielfältigen Gemeinschaft zu fördern. Der Projektraum 17 dient
tagsüber als Co-Working Space und verwandelt sich abends in ein kulturelles
Zentrum, in dem verschiedene Veranstaltungen wie Künstler:innengespräche,
Musikaufführungen, Workshops, Meisterklassen, Poesieabende und feministische
Diskussionen stattfinden.
OFF-Biennale Budapest wurde
vor zehn Jahren als Basisinitiative gegründet, die eine Plattform
für progressive, kritische Kultur bietet, um die lokale unabhängige
Kunstszene zu stärken. Seit 2014 organisiert die OFF-Biennale regelmäßig
Kunstveranstaltungen im Zweijahresformat, die auf einer weitreichenden
Zusammenarbeit zwischen lokalen Akteur:innen und internationalen Partner:innen
basieren. Mit ihren vielfältigen Aktivitäten will die OFF-Biennale
einen Beitrag zum öffentlichen Diskurs leisten, indem sie dringende
soziale, politische und ökologische Themen aufgreift, um die Kultur
der Demokratie mit den Mitteln der Kunst zu fördern. Die OFF-Biennale
befindet sich derzeit in der Vorbereitungsphase für ihre nächste
Ausgabe, die im Mai-Juni 2025 stattfinden wird. Die zentrale Idee hinter
der kommenden Biennale ist die Rückgewinnung von Begriffen wie Sicherheit,
Schutz oder Frieden, die vom rechtspopulistischen Diskurs vereinnahmt
wurden. Anstelle von Top-down-Konzepten, die Autokratie, geschlossene
Grenzen und Fremdenfeindlichkeit proklamieren, stellt die OFF-Biennale
kritische Theorien und soziale Praktiken durch Kunst vor, die andere Modelle
anbieten, die auf Vertrauen, Teilen und Solidarität basieren. Mit
einer konzentrierten Präsenz in Budapest wird die Biennale Projekte
umfassen, die Roma, Kinder und die LGBTQAI+-Gemeinschaft sowie viele lokale
Partner:innen aus der Kulturszene einbeziehen. Parallel zum lokal verankerten
Programm wird OFF bei internationalen Projekten mit Partner:innen in Europa
und darüber hinaus zusammenarbeiten, um die ungarische Szene zu erweitern,
indem sie ihre Künstler:innen, Kurator:innen und Inhalte auf die
internationale Bühne bringt und den Austausch von Ideen zwischen
den verschiedenen Kontexten erleichtert.
Das Programm von < rotor >
Zentrum für zeitgenössische Kunst konzentriert sich
auf künstlerische Arbeiten, die sich explizit mit den sozialen, politischen,
ökologischen und ökonomischen Fragen der Gegenwart auseinandersetzen.
Das Zentrum produziert und präsentiert vorwiegend bildende Kunst,
liefert wesentliche Inhalte für die Diskussion und vermittelt zeitgenössische
Kunst an ein breites Publikum. Die Förderung von Kooperationen und
vernetztem Handeln sind wesentliche Elemente der Philosophie von <
rotor >. Dies betrifft Vernetzungen innerhalb des Kunstfeldes, bedeutet
aber auch ein Handeln über die Grenzen der Kunst hinaus. Die Suche
nach zufriedenstellenden Methoden der Zusammenarbeit und Möglichkeiten
der Beteiligung an künstlerischen Prozessen für eine allgemeine
Öffentlichkeit oder für bestimmte Zielgruppen ist ein weiterer
Schwerpunkt. Für < rotor > ist der öffentliche Raum ein
wichtiger Ort, um Kunst zu realisieren. Das Verlassen der Grenzen des
Kunstraums bringt die Menschen aktiv in Kontakt mit der Kunst und erweitert
so das Publikum. Seit seiner Gründung im Jahr 1999 hat < rotor
> ein dichtes Netzwerk von Organisationen und Künstler:innen in
vielen europäischen Ländern und darüber hinaus aufgebaut.
Besonders starke Verbindungen bestanden von Anfang an zu Mittel- und Südosteuropa.
Die Biennale Matter of Art ist ein Projekt
der Initiative für zeitgenössische Kunst tranzit.cz,
die 2002 als Teil des mitteleuropäischen Netzwerks tranzit.org gegründet
wurde. Die erste Ausgabe der Biennale fand 2020 in Prag statt und hat
sich seitdem als Raum für Stimmen und Perspektiven etabliert, die
in der etablierten Kultur selten sind. Im Rahmen seiner verschiedenen
Projekte hat sich tranzit.cz an einem langfristigen Projekt mit der Kunstgruppe
Laundry Collective beteiligt, deren Mitglieder Frauen sind, die von Obdachlosigkeit
betroffen waren. Außerdem hat es die Künstlerin und radikale
Sozialarbeiterin Barbora Baantová bei ihrer Arbeit mit Roma-Jugendlichen
in einer großen Roma-Siedlung im Dorf Janov im Norden der Tschechischen
Republik unterstützt. Die jüngste Ausgabe der Biennale Matter
of Art fand vom 14. Juni bis 29. September 2024 in Prag statt. Die von
Katalin Erdodi und Aleksei Borisionok kuratierte Ausstellung befasste
sich mit den Themen sozialer Wandel in ländlichen Gebieten und der
Geschichte und Zukunft des Arbeiterwiderstands, weiters wurden vergessene
Geschichten sozialer Unruhen und unterrepräsentierte Mikrogeschichten
des soziopolitischen Wandels in Mittel- und Osteuropa und anderswo beleuchtet.
La Escocesa ist eine von
Künstler:innen geleitete Organisation für zeitgenössische
bildende Kunst und ein Atelierraum, der kollektiv von der Künstler:innenvereinigung
Associació d'Idees EMA verwaltet wird. La Escocesa konzentriert
sich auf die Unterstützung von Künstler:innen und Kulturschaffenden
und bietet Arbeitsräume und Ressourcen für die Entwicklung ihrer
Projekte. Es gibt Ateliers und Workshops für über 30 ansässige
Künstler:innen sowie ein kostenloses öffentliches Programm mit
Veranstaltungen, offenen Ausschreibungen und Fortbildungsmöglichkeiten.
Als ein von der Kunst-Community aktivierter Raum ist La Escocesa nicht
nur in der Produktion und Schaffung von Werken aktiv, sondern auch in
der gemeinsamen Generierung von Wissen, bei Betreuungsnetzwerken und neuen
Wegen des Aufbaus und der Ausübung kultureller Institutionen. Der
assoziative Charakter des Zentrums ermöglicht die aktive Beteiligung
der Künstler:innen, wodurch eine horizontale kollektive Struktur
entsteht, durch die das Zentrum verwaltet wird. Als feministische Institution
entspringen die Werte von La Escocesa einer intersektionalen, emanzipatorischen,
kooperativen und inklusiven Position, die für Nachhaltigkeit, Experimentieren,
Zusammenarbeit und die Entwicklung von gemeinschaftlichen Kunstprojekten
eintritt.
* * * * * * * * * * * * * * Das Projekt Art Space Unlimited wird von
der Europäischen Union kofinanziert. Die geäußerten Ansichten
und Meinungen sind jedoch ausschließlich die der Autor:innen und
spiegeln nicht unbedingt die der Europäischen Union oder der EACEA
- Europäische Exekutivagentur für Bildung und Kultur wider.
Weder die Europäische Union noch die Exekutivagentur können
für sie verantwortlich gemacht werden.